Home
Fotokurs
Fotos

Fotokurs: Grundlagen

Vorwort

Beschäftigt man sich intensiver mit dem Thema Fotographie, so kommt man nicht um ein paar Grundlagen herum. Während diese auf den ersten Blick verwirrend wirken können, sind sie eigentlich sehr überschaubar. Nachdem es in der Fotographie eigentlich nur 6 relevante Parameter gibt, ist (halb)manuelles Fotographieren eigentlich sogar deutlich einfacher als die Verwendung der hunderte verschiedener Motivprogramme, mit denen die Kamerahersteller ihre Geräte überladen.

1.) Brennweite

Die Brennweite ist das, was man beim "Zoomen" verändert. Sie wird in Millimetern (mm) angegeben. Bei Digitalkameras findet man häufig auch die Angabe "mm Kleinbild-Äquivalent", mehr hierzu unter Crop-Faktor.

Zunächst einmal entscheidet die Brennweite darüber, was auf auf dem Foto zu sehen ist: Die gesamte Landschaft, die Person, die einem gegenüber steht, oder nur der Vogel in vielen Metern Entfernung. Die 6 folgenden Fotos wurden von exakt der gleichen Position aus aufgenommen, der unterschiedliche Bildausschnitt ergibt sich durch Verwendung von Objektiven mit verschiedenen Brennweiten.



Die Bedeutung der Brennweite auf den Einfluss auf den Bildausschnitt zu reduzieren, wäre allerdings völlig falsch. So verändert sich mit der Brennweite auch die Bildwirkung massiv. Wir sehen im Bildbeispiel 3 Fotos von der selben "Person" mit 3 verschiedenen Brennweiten. Durch Veränderung des Abstandes zwischen Kamera und Motiv wurde der Bildausschnitt auf allen Fotos etwa gleich gehalten. Doch wie man sieht, ist das Ergebnis auf den 3 Fotos völlig verschieden.

Neben diesen beiden Bedeutungen kommt der Brennweite noch eine dritte und letzte wichtige Bedeutung zu. So verändert sich mit der Brennweite, bei sonst unveränderten Einstellungen, die Tiefenschärfe. Hierbei gilt: je größer die Brennweite, desto weniger Tiefenschärfe. Mehr hierzu siehe _Blende_.

2.) Abstand zum Motiv

Der Abstand zum Motiv legt, zusammen mit der Brennweite, den Bildausschnitt fest. Nachdem, wie oben geschildert, die Brennweite auch einen starken Einfluss auf die Bildwirkung hat (siehe Beispiel Portrait), sollte man -- sofern das möglich ist -- erst die Brennweite passend zum Foto auswählen, und dann den eigenen Standort so verändern, dass der Bildausschnitt den eigenen Vorstellungen entspricht. Sich selber nicht zu bewegen, und statt dessen die Brennweite zu verändern, bis der Bildausschnitt passt, ist zwar deutlich bequemer, führt aber nicht unbedingt zu den besten Fotos...

Wie die Brennweite beeinflusst auch der Abstand zum Motiv die Tiefenschärfe. Hierbei gilt: Je geringer der Abstand zum Motiv, desto größer die Tiefenschärfe. Mehr hierzu unter _Blende_.

3.-5.) Blendenzahl, Belichtungszeit, ISO

Die Parameter Blende, Belichtungszeit, und Lichtempfindlichkeit (ISO) entscheiden über die korrekte Belichtung des Fotos. Hierbei gilt:

Belichtungsstärke = Helligkeit vom Motiv x Belichtungszeit x Lichtempfindlichkeit Blendenzahl

Im folgenden Beispiel sehen sie die gleiche Szene einmal unterbelichtet, einmal korrekt belichtet, und einmal überbelichtet. Entsprechend der oben stehenden Formel gilt:

  • Wenn das Bild unterbelichtet ist, muss man für eine korrekte Belichtung:
    • Für mehr Licht sorgen (z.B. Blitz)
    • UND/ODER die Belichtungszeit verlängern
    • UND/ODER die Lichtempfindlichkeit (ISO) erhöhen
    • UND/ODER die Blendenzahl verkleinern
  • Entsprechend muss man bei einem überbelichteten Foto für eine korrekte Belichtung:
    • Das Licht reduzieren (Schattenspender, Graufilter)
    • UND/ODER die Belichtungszeit verkürzen
    • UND/ODER die Lichtempfindlichkeit (ISO) verringern
    • UND/ODER die Blendenzahl vergrößern

3.) Blendenzahl

Neben der gerade geschilderten Bedeutung für die Belichtung beeinflusst die Wahl der Blendenzahl sowohl die Tiefenschärfe, als auch die Gesamtschärfe eines Fotos.

3a) Tiefenschärfe

Was ist jetzt diese sagenumwobene Tiefenschärfe, die ich immer wieder erwähnt habe, ohne darauf wirklich einzugehen? Macht man ein Foto, so wird bekanntlich nicht das gesamte Bild scharf abgebildet. Vielmehr fokussiert man mit der Kamera auf einen bestimmten Bereich, man "stellt diesen Bereich scharf". Dinge, die weit vor oder weit hinter diesem Bereich liegen sind dann im Foto nicht scharf, sondern unscharf verwaschen. Hierbei sind Objekte, die nah an dem scharfen Bereich sind, noch relativ gut erkennbar, weit entfernte Objekte hingegen verschwimmen so stark, dass man sie nicht mehr erkennen kann. Viel Tiefenschärfe bedeutet nun, dass der im Foto scharf abgebildete Bereich sehr groß ist, und auch Objekte außerhalb dieses Bereiches noch relativ gut erkennbar sind. Wenig Tiefenschärfe bedeutet umgekehrt, dass der scharf abgebildete Bereich sehr dünn ist.

Nun könnte man auf den ersten Blick wünschen, alle Fotos mit möglichst großer Tiefenschärfe zu machen, da man ja scharfe Fotos haben will. Dies stimmt allerdings nur manchmal. Während man bei Landschaftsaufnahmen tatsächlich manchmal einfach ein komplett scharfes Foto wünscht, ist dies z.B. bei Portraits in der Regel eher unerwünscht. So kann durch weniger Tiefenschärfe der Hintergrund gezielt unscharf aufgenommen werden, während die portraitierte Person scharf abgebildet wird. Hierdurch tritt die Person mehr in den Vordergrund, die Aufmerksamkeit des Betrachters wird automatisch auf das entscheidende gelenkt, und nicht auf den Verkehrsstau im Hintergrund.

Umgekehrt kann auch ein störendes Bildelement, dass sich vor dem eigentlichen Motiv befindet, ausgeblendet werden. So kann man zum Beispiel einen störenden Zaun quasi unsichtbar machen, indem man ein Foto mit möglichst wenig Tiefenschärfe aufnimmt.

3b) Gesamtschärfe

Leider hat die gewählte Blendenzahl auch einen Einfluss auf die Schärfe in der Fokusebene selbst. So erreichen viele Objektive erst bei einer Blendenzahl von 4,0 oder höher ihre maximale Schärfe. Dies liegt primär an Fehlern des Objektivs. Entsprechend ist die "Schärfe bei Offenblende" ein wichtiges Qualitätsmerkmal von hochwertigen Objektiven. Wer jetzt allerdings versucht, die höchste Blendenzahl zu verwenden, um ein perfekt scharfes Foto zu erhalten, wird damit leider auch nicht glücklich werden. So treten bei sehr hohen Blendenzahlen Beugungseffekte auf, die die Bildschärfe deutlich reduzieren. Die beste Bildschärfe erreicht man in der Regel etwa bei Blendenzahl 8,0. Entsprechend gilt das alte Sprichwort: "Sonne lacht, Blende Acht."

4.) Belichtungszeit

Neben der oben geschilderten Bedeutung für die korrekte Belichtung, ist die Wahl der Belichtungszeit entscheidend für die Wirkung von Bewegungen. Hierbei gibt es 2 verschiedene Bewegungen, die man beachten muss: Die Bewegung der Kamera und die Bewegung des Motivs.

4a) Bewegung der Kamera

Bewegungen der Kamera will man auf dem Foto fast nie sehen. Sieht man auf dem Foto doch Kamerabewegungen, so spricht man fast immer von einem verwackelten Foto. Um Verwackler zu vermeiden muss die Belichtungszeit kurz genug sein. Eine Richtgröße für eine ausreichend kurze Belichtungszeit ist "1/Brennweite" bzw. genauer "1/KB-äquivalente Brennweite". In der Regel sollte man Fotos bei einer Belichtungszeit kleiner gleich 1/60 Sekunde nicht verwackeln, eine Ausnahme sind Aufnahmen mit besonders großer Brennweite, z.B. in der Tierfotographie. Hier benötigt man oft Belichtungszeiten von kleiner oder gleich 1/200 Sekunde. Hat man hingegen eine besonders ruhige Hand, so kann man durchaus auch bei 1/20 Sekunde noch verwacklungsfreie Fotos machen. Alternativ kann man Kamerabewegungen durch Verwendung eines Stativs komplett beseitigen. Hierdurch kann man auch bei Belichtungszeiten von mehreren Minuten noch verwacklungsfreie Fotos machen. Allerdings muss man bedenken, dass manchmal auch der Untergrund, auf dem man sein Stativ aufbaut, selber wackelt. Ein eindrucksvolles Beispiel hierfür sind Brücken. Durch die Verwendung von Bildstabilisatoren lassen sich Kamerabewegungen bis zu einem gewissen Grad kompensieren.


4b) Bewegung des Motivs

Sind Bewegungen des Motivs im Foto erkennbar, so spricht man von Bewegungsunschärfe. Ob man Bewegungen des Motivs in seinen Fotos sehen will, ist je nach Motiv und Geschmack verschieden. So wird man bei einem Portrait in aller Regel keine Bewegungen sehen wollen. Fotographiert man hingegen einen Pianisten, dessen Hände sich mit großer Geschwindigkeit über die Tasten bewegen, einen stark gestikulierenden Redner, oder einen Tennisspieler beim Aufschlag, so kann es durchaus gewünscht sein, die Belichtungszeit so zu wählen, dass der Abgebildete zwar im allgemeinen scharf abgebildet ist, die sich schnell bewegenden Hände und Arme hingegen durch Bewegungsunschärfe nur verschwommen erkennbar sind. Weitere Beispiele, bei denen Bewegungsunschärfe durchaus gewünscht sein kann, sind die Flügel von Vögeln oder Windrädern, der Rotor eines Helikopters, die Bewegung von Wasser, oder aber die Lichter von Autos bei Nacht. Letztere können durch lange Belichtungszeiten zu langen Strichen werden, man sieht keine individuellen Autos mehr, sondern "Verkehrsadern".




5.) Lichtempfindlichkeit (ISO)

Die Lichtempfindlichkeit hat zunächst einmal nur einen Einfluss auf die Belichtung. Leider führt eine Erhöhung der Lichtempfindlichkeit aber zu einer Zunahme des Bildrauschens. Entsprechend gilt für die Wahl der Lichtempfindlichkeit recht einfach: So niedrig wie möglich, so hoch wie nötig.

6.) Fokusebene

Die Fokusebene ist die Ebene, die auf einem Foto am schärfsten abgebildet wird, und um die herum sich der Bereich der Tiefenschärfe befindet. Sie sollte z.B. bei einem Portrait in der Regel auf den Augen der abgebildeten Person liegen.


nach oben
-- Alle Bildrechte liegen beim Autor -- Alle Angaben ohne jede Gewährleistung --

Impressum: Jan Bernardin Boscheinen; jan@boscheinen.eu